“Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne”

ist aus den “Lebensstufen” von Hermann Hesse. Der Zusammenhang klärt sich schnell: In St. Anne auf Martinique lernen wir Ute und Ralf kennen. Hesse ist ihr Lieblingsdichter, und so haben wir neben den Segelthemen ausgiebigen Gesprächstoff über Literatur und Politik.

Der ‘Zauber’ liegt für uns eher darin, was wir für die neue Saison aus der vergangenen mitnehmen : Auf der Fahrt von St. Lucia in Richtung Süden sehen wir nicht nur nachts das berühmte Kreuz des Südens am Himmel, sondern machen auch vielfältige Erfahrungen, die uns weiter leiten.

Mit einem kurzen Zwischenstopp in der Marigot Bay auf St. Lucia, erreichen wir Bequia. Vorher müssen wir aber noch einige Squals / lokale Unwetter über uns ergehen lassen. Die Pitons verhüllen sich in Wolken und Nebel, so als führen wir in unserem eigenen Film der “Götterdämmerung”.  Es ist aber alles beherrschbar.

Durch dieses Farbspiel angeregt, kaufe ich schwarzen Stoff und schaffe es endlich, unseren Leitstand neu zu beziehen. Dem folgt auch schnell die nächste Idee, das Beiboot farblich anzupassen und beim nächsten Treffen mit den amerikanischen Freunden Julie Frank zu fragen, ob sie uns eine neue schwarze Persenning nähen mögen, was in der neuen Saison bestimmt  sehr gut aussehen wird.

Musikalisch werde ich mich in der nächsten Saison eher an einer Conch versuchen, die, richtig präpariert, sich wie ein Horn anhört. Auf Bequia werden so die Leute darüber informiert, dass die Fischer ihren Fang verkaufen. Teddy, der uns später auf Carriacou besucht, will mir für die kommende Saison eine solche Muschel besorgen.

Auf Petit St. Vincent treffen wir Julie und Frank wieder und verbringen tolle gemeinsame Segeltage. So unerschrocken wie Julie mit dem Speer unter Wasser unterwegs ist, sind wir allerdings noch nicht. Mit den Schnorchelgängen vor Sandy Island eröffnet sich für mich eine neue Welt. Auch wenn ich die englischen Namen der vielen bunten Fische vergessen habe, sehe ich einen großen Barrakuda, blaue Muränen mit weißen Punkten, die Schönheit der Tintenfische, Red Snapper und Langusten, wie sie versteckt unter Vorsprüngen hocken. Die Idee, einen richtigen Tauchkurs zu machen ist geboren!

Das Feuerwerk der Lustbarkeiten will kein Ende nehmen. In der Chatham Bay, der westlichsten Bucht von Union Island zeigen uns die beiden, wie man mit den Beibooten “Wasserski” fahren kann. Nach kurzer Erprobung gelingt es uns, auf dem Surfbrett stehend, sich ziehen zu lassen. Obwohl wir nur 9.8 PS haben, geht der Spaß auch mit unserem. Besser wird wohl noch ein kürzeres Bord sein, wo man auch die Füße fest schnallen kann, um mehr Varianten fahren zu können. Schauen wir mal.

Chatham Bay ist mein Favorit. Die Bucht ist sicher gegen die vorherrschenden Winde aus Ost und die Atmosphäre beinahe familiär, weil es außer 2 kleinen Strandbuden nichts gibt. So essen wir Red Snapper mit einer Soße, die nicht zu scharf ist und auch eine Spur Zimt enthält, eine Kombination die hier gerne gewählt wird. Als Aperitif nehmen wir den Blick auf das Meer, der die Wartezeit auf das Essen wie im Fluge vergehen läßt.

In Grenada begegnen wir Dorothea und Frank aus Dresden wieder und verbringen einige schöne Tage in der Woburn- und Prickley Bay. Bei den gemeinsamen Fahrten mit Catty im Auto über Land stellen wir staunend fest, wieviel Wissen es hier über die Wirkung von Naturstoffen gibt. Seine botanischem Funde, die er macht, wenn er kurz anhält, um eben mal Zitronengras für das abendliche Essen zu holen, verdeutlichen schnell unser Unwissen. Neben einem Fischbuch zur Bestimmung der Unterwasserwelt, gehört unbedingt ein Buch über die gängigen Obst- und Gemüsesorten zu unseren nächsten Anschaffungen. Zauberhaft wäre ein karibisches Kochbuch, das auch darüber einen Überblick vermitteln würde.

Mit der Kamera immer im Anschlag merke ich, wie ich anfange, vorhandene Bildersammlungen durch Nahaufnahmen zu komplettieren. Jedes Foto ist ein Abschied aus der Situation. Und so deuten nicht nur die weit entfernten Flugzeuggeräusche über St. Georg daraufhin, dass die Abreise nach Hamburg bevorsteht.

Dazwischen hat ein Regisseur noch den Abbau der Segel etc., – fürchterlich viel Arbeit – , gelegt. Zum Glück gibt es da noch Verabredungen zum Essen und Tanzen. Die Musik einer Steelband soll den Backround für einen Karibikfilm liefern. Es gibt auch für Hamburg wieder neue Perspektiven.

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