Die neue Woche wechselt das Verhältnis scheiße zu gut sehr radikal. Wir begeben uns frühmorgens, was die schönste Zeit des Tages für mich ist, auf Schicht und fahren im Tross der übrigen Werktätigen zur Arbeit. Thema: Unterwasserschiff von Hand anschleifen!
Björn meinte in einem späteren Telefonat:“ Leute, das muss man auch mal machen“.
Wie haben wir eigentlich geschwitzt? Es erinnert mich stark an Ferienjobs bei Schneeweiß im Mangelsaal zur Hochsommerzeit. Man erkennt plötzlich, wo der Körper Berieselungsanlagen eingebaut hat, trinkt literweise ohne zu verdauen, eigentlich schwimmt man in sich selbst. Madame Dupland kommt lachend um die Ecke und besteht darauf, ein Foto von uns zu machen. Sie hat uns das nicht zugetraut.
Auf der Werft kommen wir ins Gespräch mit einem deutschen Pärchen, dass in den USA lebt. Putzig hier plötzlich hessischen Akzenz zu hören. Sie gehen am gleichen Tag ins Wasser und wollen Jörgs WLAN -Erweiterung kaufen. Andere Segler, die auf der Werft arbeiten, sind deutlich agiler, wohnen schon auf ihren Schiffen, ohne……., will man gar nicht alles genau wissen, und schleifen noch, wenn wir zur Siesta in die Wohnung schleichen.
Schon auf dem Weg wissen wir, dass wir uns diese Arbeiten nicht mehr antun werden. Nach der besten Pasta der Welt , bekomme ich gerade noch „Hart, aber fair“ mit, bevor ich in den Tiefschlaf falle.
Björn ruft freundlicherweise viel zu früh an. „Uups, die Zeitumstellung hatte ich vergessen.“ Ansonsten siehe oben und in Hamburg hat es geschneit! Schön, lecker kalt.
Heute Abend treffen wir auf den Verkäufer und hoffen, dass alles gut über die Bühne geht.
Schließlich kommt er aus Deutschland angereist, bleibt 2 Tage und will uns in die Geräte einweisen. Der Stapel der Manuels ist ungefähr 60 cm hoch, den will ich irgendwie nicht lesen. Im Zuge der Suche nach, „kannst du mal schauen, ob wir was zum Thema Propeller haben?“, sehe ich, dass wir einen 1a Herd und eine Waschmaschine mit Trocknerfunktion! haben. Was wird das für ein Fest, wenn wir das erste Brot an Bord backen und die Waschmaschine im Hintergrund ihre Runden dreht!
Wenn ich die eigene Zielsetzung selbstkritisch reflektiere, komme ich irgendwie zu dem komischen Ergebnis, dass dieser Unabhängigheit ein Maximum an Arbeit und Verausgabung zugrunde liegt, das sich nur mit dem abgedroschenen Begriff der Leidenschaft erklären lässt. Leiden für etwas fand ich noch nie gut. Wir suchen daher auch immer wieder nach Formen, uns zu schonen, schließlich haben wir diese Verrückheit ja freiwillig gewählt.
Vielleicht sind wir bei meinem nächsten Eintrag schon Schiffsbesitzer. Wenn die alten Buchstaben gut abgehen, soll el barco auf jeden Fall “ COURANTE“ heißen. So wären wir in der Reihe der Barokktänze mit den Schiffen GIGUE und SARABANDE, die unser Leben bislang begleitet haben.
Das ganze französische Umfeld tut sein Übriges. Der freundliche Umgang, die lockere Lebensart und die deutliche Vermischung von Essen und normaler Sprache. Souffler/ das Soufflé. C’est parfait/ das Parfait. Musste leider aber bei ‚Leaderprice‘ heute mit Erschrecken feststellen, dass wie bei uns Mottenpulver hier Gifte gegen Ratten verkauft werden. Schien niemanden zu kümmern. Möchte mir jetzt nicht vorstellen, was nachts im Supermarkt unter den Regalen so abgeht. Preislich ist man hier wieder bei normal Null und Jörg hat auch gleich an leckere Pastete gedacht.
Wir lesen uns gegenseitig unsere Texte vor. Hemingway hätte seinen Spaß gehabt.
Eben summt das Handy. Stephanie Dupland schreibt: „Hello, 8 at the mango bay bar is confirmed.“ Nun wird es spannend.
Wir erleben einen lustigen und entspannten Dienstagabend mit Wojtek, dem Vorbesitzer und unserer Stephanie. Vor allem wichtig, die letzten strittigen Punkte werden einvernehmlich gelöst, so dass wir sehr zufrieden nach Hause fahren. Nachts fährt man hier wie durch einen grünen Tunnel, Autolicht und Dunkelheit verschmelzen.