Gestrandet auf Le Gosier

Nein, natürlich nicht wirklich. Die SY-Courante schwimmt noch. Nach einigen Irrungen und Wirrungen liegen wir nun vor Anker vor der kleinen Insel Le Gosier im Süden von Guadeloupe. Praktisch vor der Haustür von Point-a- Pitre und dürfen uns nicht mehr bewegen. Aber nun der Reihe nach.

Am 9.3. haben wir in Falmouth auf Antigua ausklariert und uns von unseren schweizer Freunden Silvie und Üli verabschiedet in der Hoffnung sie in einigen Tagen wieder zu sehen. Wir wollten nach Point-a-Pitre auf Guadeloupe, um unseren Sohn Björn und seine Freundin Nina vom Flughafen abzuholen. Es folgten zwei schöne Segeltage bis in die Iles des Saintes, da haben wir einen Tag Pause gemacht und sind noch mal schön französisch zum Essen gegangen. Am nächsten Tag ging es in die Marina Bas du Fort in Point-a-Pitre. Nebenbei der erste Aufenthalt in einer Marina seit einem Jahr. Alles normal und problemlos. Am Samstag haben wir einen Wagen gemietet und noch einen Großeinkauf gemacht, der uns unabhängig machen sollte. Am Abend gings in unser Lieblingslokal im Hafen.

Am Sonntag, den 15.3., haben wir die beiden vom Flughafen abgeholt und langsam wich die karibische Gelassenheit. Die Entwicklung aus Europa schwappte herüber. Am Montag den 16. wurde die Marina geschlossen, wir hielten an unserem Plan fest, mit den beiden zu segeln und verließen die Marina. Dann aber ging es Schlag auf Schlag.

War der ursprüngliche Plan noch wieder nach Antiqua zu segeln und dann in 12 Tagen über Montserat zurück zu kehren, um die Besuch wieder rechtzeitig zum Rückflug zu bringen, überschlugen sich nun die Ereignisse.

Ein Land, eine Inselgruppe nach der anderen machte dicht. Frankreich setzte die Ausgangssperre in Kraft, die auch für alle Überseedepartments gilt. Die von uns sehr geschätzten Iles des Saintes verboten die Einreise, obwohl wir dort einklariert haben.

Dominica sperrte alle Häfen und Antigua, obwohl zu dem Zeitpunkt noch offen, kam auch nicht mehr in Frage, da eine Rückkehr in den Schengenraum auf unabsehbare Zeit nicht möglich gewesen wäre. Wir beschlossen also den sehr kleinen, verbliebenen Radius zu nutzen und noch ein paar schöne Buchten zum baden und schnorcheln anzulaufen.

Gestern, am 23.3. erreichte uns über Funk die Nachricht, dass ab sofort auch das Cruisen in den Gewässern um Guadeloupe untersagt ist. Mit Mühe schafften wir es noch den Ankerplatz hier in Le Gosier zu erreichen. Um uns herum eine Ansammlung von ebenso “Gestrandeten” aus aller Herren Länder. Die Wasserschutzpolizei kontrolliert die ankernden “Schäfchen” und bei einem Landausflug, den man nur mit einer fest vorgegebenen, schriftlichen Begründung unternehmen darf, wurden Nina und Björn von Polizisten mit Maschinenpistolen kontrolliert und entkamen nur knapp dem happigen Verwarngeld. Sie hatten die Begründung zwar dabei, aber nur elektronisch auf dem Telefon. Dies zählt aber nicht, es muss die Papierform sein. Da ist guter Rat teuer, wenn man keinen Drucker an Bord hat. Wir müssen nun alle Ausgangspapiere per Hand abschreiben.

Wie es weiter geht? Keine Ahnung. Nina und Björn sind für den kommenden Freitag gebucht und confirmed aber ob die Flieger tatsächlich fliegen, steht dahin.

Grundnahrungsmittel sind vorhanden und können auch nachgekauft werden. Wasser und Strom machen wir selber. Ein französisches Gassystem haben wir nachgekauft, da wir unsere deutschen Flaschen hier nicht nachfüllen können und Diesel für den Generator sowie Benzin für das Beiboot gibt es auch noch zu kaufen.

Wie in ganz Frankreich und wohl nun auch in Deutschland ist jedes gesellschaftliche Leben erloschen und auch die sonst immer interessanten Begegnungen mit anderen Seglern werden nur noch auf Abstand abgehalten. Zwei sitzen an Bord, zwei im besuchenden Beiboot.

Mittlerweile hat sich eine Gruppe von ca. 35 Booten in diesem Teil der Karibik gebildet, die im Mai direkt über den Atlantik zurücksegeln wollen. Für uns ist dies keine Option zumal wir den Platz für die Hurrikansaison schon gebucht und bezahlt haben.

Was aber weiter passiert und wann, wissen wir nicht, aber da geht es uns nicht anders als den meisten Menschen in Deutschland. Auch im vermeintlichen Paradies ist der Ausnahmezustand angekommen.

Wir wünschen allen Lesern, bleibt gesund!

9 thoughts on “Gestrandet auf Le Gosier

  1. Peter Wortelker says:

    Hallo Jörg,

    Ich habe gerade Spiegel Online einen Bericht über Segler gelesen und dann Euren Blog gelesen.

    Da der Flugverkehr fast zum Erliegen gekommen ist und die altuellen Regeln noch einige Zeit gelten werden, kann ich Euch nur empfehlen Euch dringend an das Auswärtige Amt zu wenden, sowohl was Euch und Euren Sohn betrifft.

    Es sind 200 000 Deutsche zurückgeholt worden und es wirkt ein wenig so, als ob diese Aktion langsam zu Ende gebracht werden soll. Und dort bleiben während der Hurricane Saison ist vermutlich keine Option.

    Viel Glück und wie wir jetzt immer unterschreiben, bleibt gesund!

    Peter (Karl)

    • Lieber Peter,
      schön, wenn an einen gedacht wird. Björn und Nina sind mit dem letzten Flieger nach Hause und gut angekommen. Wir können das Boot nicht in die Werft bringen, da sie nicht arbeitet. Was wird, muss man sehen. Wir halten uns streng an die französischen Bestimmungen. Ich war sei 14 Tagen nicht an Land. Nur Inge geht einkaufen. Vielleicht werde ich ja auch noch Langstreckenschwimmer, Wasser genug habe ich um mich herum ja.
      Grüße an die Familie und die Kollegen und – bleibt gesund.
      Inge u. Jörg

  2. Bea und Fred says:

    Liebe Inge, lieber Jörg,
    Auch wir mussten in diesen Zeiten an euch Weltenbummler denken. Wir hoffen, dass euer Sohn mit Freundin erfolgreich nach Hamburg zurückkommen.
    Fred ist einer der wenigen, der normal ins Büro geht, Ende des Jahres hört er aber auf.
    Und wir von der BS28 sind im Vollstress. Wir müssen die SuS digital betreuen. Jörg, du denkst, das könnt ihr doch einfach. Ja, für die IT-Schüler geht es auch ganz gut. Andere Bildungsgänge sind weniger erprobt. Und so sind wir ständig dabei, Materialien umzuschreiben, Aufgaben zu entwickeln und zu kontrollieren. Ich jedenfalls arbeite mehr als zu normalen Zeiten. Und Peter muss auf seinen letzten Tagen viel erstmalig entscheiden und organisieren.
    Nun willi ich aber alles im Rahmen sehen, meine Schwester, die sowieso wenig verdient, ist jetzt auch noch in Kurzarbeit.
    Ich wünsche euch und uns, dass wir uns bald wieder frei bewegen können, und der Virus im Griff ist und nicht wir in seinem. Macht es gut
    Bea und Fred

    • Jörg Isenbiel says:

      Liebe Bea, lieber Fred,
      es ist immer schön, wenn man in der Ferne weiß, dass an einen gedacht wird. Ja, auch für uns hat sich die Welt komplett gewandelt. Die Kinder sind schon mal gut in Deutschland angekommen, das enthebt einer gewissen Sorge.
      Laßt euch nicht unterkriegen und grüß mir die Kolleginnen und Kollegen.
      Inge u. Jörg

  3. Antje Olma says:

    Ihr Lieben, nun habe ich meine Einkaufsrunde unter verschärften Quarantäne Bedingungen hinter mir. Vor den Läden Wachpersonal, das darauf achtet, dass nur eine bestimmte Anzahl Menschen in den Laden kommt. Drinnen Klebestreifen am Boden, um Abstand zu der Verkaufstheken zu gewährleisten. Andere Markierungen um die Abstände der Kunden zu regeln. Plexiglasscheiben in den Kassenbereichen, um die Mitarbeiter zu schützen. Der Apotheker hat mir glücklicherweise versichert, dass er mein Opiat in beiden benötigten Stärken immer auf Vorrat hält, ich brauche mir keine Sorgen zu machen. Gott sei Dank. Er laviert da an der Grenze der Vorschriften, wofür ich sehr dankbar bin. Aber man muss für Deutschland sagen, es ist etwas lästig, Einkäufe dauern länger aber uns geht es noch gut im Vergleich zu der Situation in Italien und Frankreich.
    Was die Rückkehr mit Linienmaschinen angeht, sehe ich ziemlich düster für die beiden. Es ist ja alles dicht, die Grenzen zu, die Flughäfen liegen still, wie der ruhende See. Könnt Ihr Kontakt zur Botschaft aufnehmen? ZZt. holt man aus allen Ecken der Welt gestrandete Deutsche heim. Hier sind noch Lebensmitrelläden und Apotheken auf bzw bedienen zT durch die Notdienstklappen… Und keiner kann abschätzen, wie lange noch. Die Zahlen der pos. Getesteten steigen und die Zahl der Toten auch. Nicht so dramatisch wie in Italien, Spanien und Frankreich aber die sind auch zeitl. Im Vorlauf
    Wir denken an Euch
    Antje

  4. Peter Vollertsen says:

    Liebe Inge, lieber Jörg!
    Mit fortschreitendem Distanzregel bin ich natürlich auf euch gekommen und habe noch vor 5 Minuten gedacht, euch geht es bestimmt gut und so bei mir euch gemünscht, bleibt ruhig da.. und das hört sich ja noch isolierter an als hier. Hier kommt man noch gut mteinander zurecht. und schnackt über die Distanz und übt sich im digitalen Fernlehren, Torga unterrichtet jetzt synchron über Skype mit einigen Schülern am Musikuntrrricht. alle Gruppen sind ja geschlossen. Vietnamaustausch fällt wohl aus und unser Sommerurlaub mit Familie aus Bonn in Vietnam wohl auch..
    Leider ist Torgas Mutter im Sterben und Torga ist jeden Tag auf der Palliativstation, das darf sie noch, aber keiner außer ihr. Striktes Besuchsverbot! Ich glaube, dass Torgas Mutter nur noch höchstens zwei Tage hat…Beerdigungsfeiern sind auch kaum möglich.
    Ihr Lieben, wir wünschen euch, dass ihr irgendwie zurückkommt. Hoffentlich schaffen es auch Björn und seine Freundin, da ja auch alle Schengenländer sich gegenseitig absprerren.
    Ich melde mich wieder!!
    Peter und Torga

  5. Jörg says:

    Liebe Antje, lieber Leo,
    in der Tat sind dies schon irre Zeiten. Wir versuchen das Beste daraus zu machen. Nina und Björn haben einen bestätigten Flug für Freitag nach Paris und am Samstag nach Frankfurt. Was auch immer dies in diesen Zeiten Wert ist. Wenn nicht das Bewegungsverbot für die Boote wäre, könnten wir uns nicht wirklich beschweren. Das Wetter ist weitgehend ok, das Wasser warm und die Versorgung im Augenblick noch gut. Schauen wir mal.
    Euch alles Gute

  6. Antje Olma says:

    Hallo, Ihr lieben Gestrandeten,
    jetzt ist also genau das eingetreten, was ich über WhatsApp meinte, als ich schrieb, dass sich der Besuch der beiden wohl lange hinziehen könnte. Zum Glück könnt Ihr Euch mit Proviant versorgen.
    Ich mag mir gar nicht ausmalen, welcher Druck jetzt auf Euch lastet. Wir waren am 13.3.schon heilfroh, dass der Sohn meiner Freundin nicht gen Myanmar fliegen konnte, will der Zwischenstop in Singapur verboten wurde. Unsere Dortmunder Segelfreunde kamen glücklicherweise noch mit einem der letzten Flüge nach Hause.
    Wir haben uns mit der häuslichen Quarantäne abgefunden, aber auch hier werden inzwischen Kontrollen durchgeführt, dass man max. zu zweit unterwegs ist. Ich bin mal gespannt, wie sich das Einkaufen am Donnerstag gestaltet. In Frankfurt gelten strenge Richtlinien, wieviele Menschen gleichzeitig in die Läden dürfen. Messebauer haben ihre Maschinen umgestellt auf Plexiglas und arbeiten quasi rund um die Uhr, um Trennscheiben für Apotheken, Supermarktkassen uä zu produzieren. Das gesamte öff. Leben ist zum Stillstand gekommen. Erfreulich ist, wieviele Initiativen sich gebildet haben, die für ältere einkaufen ect. Auch über die sozialen Medien läuft sehr viel, Unterstützung für Restaurants und Läden, die schließen müssten, Telephonketten von diversen Familienmitgliedern, die dafür sorgen, dass möglichst niemand das Gefühl hat, allein und vergessen zuhause zu hocken..
    Die für Montag geplante OP des zweiten Auges bem Mann meiner Freundin würde heute gecancelt. Die Augenklinik würde auf Beschluss der Hess. Regierung geschlossen. Das Schutzmaterial soll nur noch Intensivstation zugute kommen…
    Seltsame Zeiten
    Euch ganz liebe Grüße
    Antje und Leo

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