Zurück in Hamburg schlendere ich an einem Abend im Juni durch die Kleingartenkolonie in Hamburg/ Alsterdorf. Ich staune über den ungeheuren Gestaltungswillen, der sich hier eindrucksvoll zeigt. Weit entfernt von der Spießigkeit der Gartenzwerge, die eher als Zitat oder freche Anspielung platziert sind, werden geschmackvolle Arrangements gewählt, die in der Wahl der Farben die Nähe zu Skandinavien ahnen lassen. Mich überwältigt wie individuell und jedes Stückchen Raum nutzend die Menschen ihre kleinen Großstadtoasen wohl auch ‚bearbeiten‘. Zum Glück passt das Attribut ‚akkurat‘ nicht mehr.
Dies ist der Aufhänger, um über meine Lieblingsinsel zu schreiben. Für Dominika gilt: trotz mehrerer verheerender Hurrikans, trotz der weiterhin sichtbaren Armut der Bewohner und trotz fehlender wirtschaftlicher Wertschöpfung, gibt es erkennbare Fortschritte und Menschen, die Ideen umsetzen und improvisieren können. Brücken, die der Hurrikan „Erika“ vor zwei Jahren durch die gewaltigen Wassermassen 50 Meter versetzt hat, sind weiterhin durch Behelfskonstruktionen ersetzt. Die Müllabfuhr steht still, sobald die Transporter defekt sind. Trotzdem bemühen sich die Leute, ihren Müll einigermaßen geordnet zu halten. Unser Fahrer erzählt, dass Obama viel geholfen habe. Beeindruckt hat mich auch die Tatsache, dass die indianischen Ureinwohner Land und Quartier bekommen haben, das aber weder geteilt noch verkauft werden darf. Es gibt keine großen Hotel- oder Ressortanlagen, sondern ‚ bed and breakfast‘ Angebote und kleine nette Hotels für Individualreisende.
Wir haben das Glück eine Schokoladenmanufaktur, die von jungen Franzosen geführt wird, zu besichtigen. Sie bauen selbst Kakaopflanzen an oder kaufen von den umliegenden Kleinbauern die rohen Bohnen auf , um sie bis zur fertigen Tafel Schokolade zu veredeln, die sie uns natürlich auch verkaufen wollen. Langsam und ausführlich werden uns die Produktionsabläufe erklärt, wie in der nachfolgenden Bilderreihe zu sehen.
Die rohen Früchte sind essbar, aber schmecken nicht wirklich besonders.
Kakaofrüchte werden getrocknet.
Umständlicher Fermetierungsprozess der konventionellen Art.
Hochwertige Conchiermaschine aus Frankreich.
Die fertige Produktpalette. Eine Tafel kostet 7.50€. Stückzahl pro Woche : 500
Bei einem anschließenden Restaurantbesuch können wir erleben, was in Europa z.T. Lifestyle ist und auf Dominika bereits umgesetzt wird.
Sonnenschutz aus Palmenblättern
Selbstgebaute Sitzmöbel aus Bambusstäben. Sie sind leider auf Dauer unbequem.
Wer Lust hat auf Regenwald mit Bademöglichkeit oder die besondere landschaftliche Abwechselung liebt, ist hier richtig.
Es bleibt am Ende wohl die Erkenntnis, dass der Mensch in Hamburg/Alsterdorf sich gestalterisch verausgabt
oder er bastelt an der Verschönerung des Ausblicks auf den Atlantik.