Wir segeln zusammen mit Björn und der FÜRITT von Martinique nach Süden bis Sandy Island und haben zwei herrliche Wochen. Noch leicht gehandicapt durch den sich entziehenden Generators, fahren wir los. In der Praxis heißt das, dass wir mit Seewasser abwaschen müssen.
Das Besondere dieses Törns liegt diesmal darin, dass wir viel diskutieren und Themen besprechen , wie es nur in der Familie oder unter guten Freunden möglich ist. Die Männer tüfteln an Verbesserungen und segeln, ich bin wieder als italienische Mama aktiv und entwickle Basmati- zum Klebereis, um Sushi zu erschaffen. Ohne Björn wäre ich wahrscheinlich nicht morgens um 6.00 Uhr ohne Frühstück auf einen Berg gestiegen, um den Sonnenaufgang auf Petit Martinique ( gehört schon zu Grenada) zu sehen.
In der Wallilabubucht auf St. Vincent, berühmt für die Kulisse von „Fluch der Karibik“, liegen wir vor Buganker mit 2 Trossen an Land und müssen zusätzlich noch einen weiteren Anker ausbringen. Eine entsetzliche Rödelei. Zum Glück sind wir zu dritt. Mir gefällt der ganze Zusammenhang nicht wirklich. Abends sind wir beide auf Erkundung, brechen aber den Gang in den Ort vorzeitig ab, weil uns die Stimmung nicht gefällt. Es gibt keine Straßenbeleuchtung, nur vereinzelt Licht in den Hütten und Häusern, zu viel Dschungel, zu viel “ Fluch der Karibik“. Wallilabu ist kein Sehnsuchtsort. Es ist aber schön, wenn Frau beschützt wird.
Wir genießen die kurze gemeinsame Zeit, erproben unsere neuen Spielzeuge, den neuen schnellen Motor und das Paddelboot. Silvester ist so erlebnisintensiv, dass Björn und ich das kleine Feuerwerk in der Rodneybay verschlafen. Die Besatzung der FÜRITT ist ähnlich inaktiv, was aber auch damit zusammenhängt, dass die Männer am Nachmittag 1,5 Std. mit einem wahnsinns Marlin gekämpft haben. Der Fisch ging in der Schlußphase wohl zum Glück vom Haken, weil er besser mittels einer Harpune getötet werden muss, bevor er an Bord kommt. ( Ich musste sofort an den guten alten Hemingway denken!)
Bei diesem Törn en famille mache ich auch erste Erfahrungen als Adoptivoma. Zunächst bin ich stark irritiert, als Mika, der Sechsjährige vom Nachbarschiff bemerkt: “ Oma, können wir Ball mit Abwehr spielen?“ Irgendwie haben Kinder ihren Maßstab zur Altersbestimmung. Wir haben jedenfalls viel Spaß und sind häufig zu viert. Auch als Björn weg ist, bleibt diese Beziehung bestehen. Die Faszination des Augenblicks ist uns gemeinsam. Wir können Quatsch machen , und es macht mir Spaß, keine Prinzipen mehr durchsetzen zu müssen.
p.s. Es ist kein guter Plan so interessante Bücher wie : “ Tage der Toten“ von Don Winslow vorzuschlagen. Alle lesen, keiner will sich unterhalten. „Ist das herrlich, Kinder“, gemeint sind die Eltern.