Der Besuch aus Hamburg ist da. Für Gaby und Wolfgang bedeutet dies neben der Zeitverschiebung( 5 Std. später) eine gänzliche Neuorientierung auf ihr Leben an Bord. Dazu gehört der Umgang mit dem Beiboot, wobei das reine Fahren die leichtere Veranstaltung ist.
Das Ein- und Aussteigen, speziell der Übergang vom schwankenden Beiboot auf das ebenfalls schwankende Schiff können schon mal in den Anforderungsbereich herausragend gehören. Gut, wenn man wieder zum Grobmotoriker retardiert und sich des klassischen Kniestandes besinnt. Andere Segler haben feste Halteseile montiert, mit deren Hilfe man eleganter an Bord gleitet. Immer werden helfend Hände gereicht, sobald man ein anderes Boot betritt. Der beste Griff, den aber Männer immer ablehnen, weil sie ja alles alleine können, ist der gegenseitige Griff an das Ende des Unterarmes. ( Klammergriff?) Artisten im Zirkus halten sich so, einer im Trapez im Knie- der andere im Langhang darunter hängend, bevor der gestreckte Salto als Abgang dem Zuschauer den Atem nimmt..
Nach kurzer Eingewöhnungszeit in der Prickleybay auf Grenada fahren wir um die Ecke nach St. George und folgen erstmal dem Kopfkino: Karibik, Palmen, Strand, azurblaues Wasser und, ja richtig, wir wollen in der Hängematte zwischen den Palmen gespannt, unser eigenes Foto sein.
Unser erster Versuch scheitert daran, dass wir überhaupt nicht in Strandnähe kommen, weil im vorgelagerten Wasserbereich zu viele Felsen sind. Also weiter. „Da, ja da, da sieht es doch schön aus!“ Wolfgang reißt geistesgegenwärtig den Motor hoch, damit nicht das passiert, was Jörg schon geschrieben hat, der Abriss zwischen Propeller und Antriebswelle. Die Wellen setzen uns drei unsanft an Land ab, was genauer heißt, wir werden hin und her geworfen, werden nass und sitzen nun mit einem Problem an Land fest. Wie kommen wir hier bloß wieder weg und zwar durch die Brandung?
Wie im Generalstab planen wir exakt, wer was macht und in welcher Reihenfolge. Die Handies sind bei Gaby, der neuen Sicherheitsbeauftragten in guten Händen. Uns ist klar, dass selbst die beste wasserfeste Verpackung keine Sicherheit bietet, wenn es ernst wird mit dem Thema Wasser und Elektronik. Gaby soll später wieder an Bord kommen und ist auch ganz froh über ihren Auftrag.
Wir ziehen zusammen das Beiboot soweit ans Wasser, dass Wolfgang einigermaßen gut einsteigen kann. Es muss direkt und schnell durch die Brandung gehen. Wolfgang muss den richtigen Moment abpassen, um den Motor abzusenken und zu starten. Zum Glück springt die neue Maschine ja problemlos immer an. Er ist leitender Ingenieur an der Maschine, ich ernenne mich zur Anschieberin der ganzen unsäglichen Veranstaltung und stemme mich mit aller Kraft gegen das Beiboot, um es direkt durch die Brandung zu schieben. ( Muss ich nicht wieder haben)
Sekunden später steht Wolfgang mit dem Beiboot senkrecht am Himmel. Er umklammert wie ein Rennreiter die dicken Wülste des Beibootes und beide landen relativ unsanft im Wasser. Bloß nicht quertreiben ist mein einziger Gedanke. Armer Wolfgang, armes Beiboot, armer Motor! Wir schaffen es durch die Brandung und im geschützten tieferen Wasser kann ich zusteigen, was ohne Flossen auch nicht so einfach ist.
Später erst lerne ich die bessere Methode einzusteigen. Man macht kein Gegengewicht, sondern geht auf die selbe Seite, damit der Einstieg möglichst niedrig ist.
Wir beide fahren weiter und sehen, dass Gaby eine geeignete Stelle gefunden hat, wo wir anlanden. Schließlich gibt es doch das ersehnte nette Plätzchen unter einem Baum. Wir wundern uns aber, dass, als wir gerade mal einfach nur so schön daliegen und nichts mehr erleben wollen, ein Bauarbeiter von ‚ unserem Baum‘ herabsteigt , wo er wohl seine Mittagspause verbracht hat. Er ist genauso irritiert wie wir. Er hat uns auch nicht bemerkt gehabt.
Anschließend haben wir einen wichtigen Fototermin.