Grenada ist erst mit einem gelungenen Landausflug wirklich hinreichend erkundet. Schon bevor wir den Vorschlag, unbedingt mit Cutty eine Tour zu machen, umsetzen, fällt uns auf, dass es neben den bewährten Kleinbussen, die für wenig Geld Leute hin und her fahren, extra Busse nur für Studenten gibt. Die Universität macht hier viel, wie wir beim Lunch im unieigenen Restaurant feststellen konnten. Pool und Volleyballplatz inclusive!
Wolfgang spendiert eine Tour nur für uns, und so können wir letztlich bestimmen, wo die Reise hingeht. Cutty kennt sich aus und entwickelt unseren Weg so, dass wir nicht mit den Ausflüglern der Kreuzfahrtschiffe zusammenkommen.
Wenn es nicht ein Tagesausflug wäre, hätte es auch eine gelungene Schulstunde sein können. Cutty ist unser Lehrer und zeigt uns seine Welt. Immer wieder steigt er aus, gibt uns Früchte und Blätter als Tast- und Geruchsprobe. Wir machen alles brav mit und sammeln fleißig. ( Vielleicht müssen wir auch noch alles abzeichnen?) Damit wir auch weiter aufpassen, stellt er Wiederholungs- oder Fangfragen: „Hatten wir diese Pflanze da schon? “ Etwas peinlich wird es erst, als alle Schüler ein Schaf für eine Ziege halten!
Anspruchsvoller ist der Einstieg, indem er die Bewertung der Frage, ob die Amerikaner Grenada 1984 überfallen oder befreit hätten, uns überlässt. Zur Zeit ist Wahlkampf und die Menschen können zwischen einer Partei der Grünen oder Gelben wählen, optisch ist dies klar erkennbar, eine Position wird nicht kommuniziert. Voller Stolz zeigt er, dass es überall in fußläufiger Entfernung kleine medizinische Zentren und eine Post gibt. Die Schulkinder sind alle in Uniform, auf dem Gymnasium gibt es die Kravatte, auch für Mädchen dazu. Befremdlich wirkt auch, dass die Kindergartenkinder ebenfalls Uniformen tragen.
Vermutlich um die Motivation zu stärken, entführt uns unser ‚Lehrer‘ in eine Schokoladenmanufaktur. Man erklärt uns die ganzen Abläufe und voller Stolz werden die deutschen Maschinen präsentiert. Anschaulich gemacht empfinde ich weiße Schokolade fortan auch als Abfallprodukt der Fabrikation, Kakaobutter als Creme geht schon eher. Wir probieren die Vielfalt der Schokolade und Trüffel und decken uns erstmal wie am Schulkiosk ausreichend ein. Schließlich weiß man nie, was kommt.
Nach dem Lunch geht es zu einer Rumdestillerie. Wir halten mehrfach den Atem an. Es stinkt doch ziemlich herb und auch verbrannt, schließlich wird noch mit Holz gefeuert. Atemberaubend ist aber das Wasserrad, das seit über 150 Jahren immer noch in Betrieb ist. Kurz entschwinde ich in der Vorstellung, welche Zustände wohl Mitte des 19. Jhds hier geherrscht haben mögen. Wir erhalten kleine Kostproben und die gewisse Schläfrigkeit wird nur dadurch verhindert, dass wir uns anschließend ins kalte Wasser eines Wasserfalls stürzen sollen.
Ich entziehe mich dieser Anforderung und klettere zwei jungen Männern hinterher, die aus 15 Metern Höhe ins Wasser springen. Ein Hut steht zum Geldsammeln bereit. Ich höre, wie einer zu einem Besucher sagt: „Hey, Mann, ihr habt doch gute Jobs. Wir springen hier runter.“
Am Ende unserer kleinen Reise will es Cutty noch einmal richtig wissen. “ Ja, das ist wieder ein Muskatnußbaum. Die Zimtrinde erkennen wir auch.“ Wir sollen aussteigen, Cutty macht merkwürdige Gebärden und Geräusche. Wir Frauen sind etwas irritiert, die Männer natürlich ganz cool, als wir abwechselnd einen Affen auf der Schulter haben. Das ist der Abschluss unserer Stunde. Wir könnten uns selbst noch mit Bild ‚einbringen‘, wobei wir aber viel Spaß hatten.
Obwohl wir nichts aufkriegen!, verarbeiten Gaby und ich unsere Eindrücke ästhetisch, wie man an den Bildern unschwer erkennt.
Aufzählung als Fleißleistung: Was wir hatten :
Avocados, Bananen, Bouganvilla, Brotfrucht, Erbsen, Kaffee, Kakao, Karambole, Lemon, Lime, Muskat, Nelke, Papaya, Pampelmusen, Piment und ja, Zimt.