Mikado

In der alten Variante von Mikado gehörte der Streit, ob man nun beim Abheben der feinen Stäbe gewackelt habe oder nicht, einfach dazu. Eigentlich ging es um ein höchstes Maß an Geschicklichkeit und die Risikobereitschaft, absolut kompliziert liegende Stäbe vorsichtig abzubauen.

Vielfältig aufgefächert liegen die Stäbe willkürlich übereinander und haben ganz unterschiedliche Kontaktpunkte. Damit entsprechen sie im Bild dem Zufall, mit dem sich Boote und Segler begegnen.

Wie gehen die Wege weiter? Was sind die Konzepte? Die „Reviertreuen“ bleiben in der Karibik und legen sich während der Hurrikanzeit nach Grenada oder ziehen noch südlicher. Sie leben ganzjährig auf ihren Booten und sorgen während der langen Liegezeiten für ein entsprechendes Leben in kleinerer oder größerer Community. Sie haben häufig ihre Wohnungen und Häuser zuhause aufgelöst und so besuchen sie ihre Familie in der Nichtsegelzeit.

Die „Saisonalen“ so wie wir, stellen ihr Gefährt irgendwie unter und ziehen sich nach Amerika oder Europa zurück. Viele nehmen in dieser Zeit ihre Arbeit wieder auf. Oder freuen sich, so wie wir, auf einen Sommer in Hamburg mit seinen besonderen Vorzügen.

Die richtigen Weltenbummler verbringen Jahre für die Umsegelung, weil sie lange Zeit vor Ort bleiben – ein paar Jahre Südsee oder Australien reichen dann kaum aus. Viele bewegen sich dann auch per Flugzeug, um große Distanzen zu überwinden oder nehmen den Sonderzug ab Peking, um einen Abstecher nach Deutschland zu machen. Immer wieder wird in Gesprächen mit diesen Leuten deutlich, dass es dann am interessantesten ist, wenn man mit den Verkehrsmitteln der Einheimischen reist. Vielleicht auch deshalb, weil man sich kennen lernt und das ein oder andere Stück Wurst oder Käse den Besitzer wechselt.

Wem es gelingt, der verbindet Arbeit und Weltumseglung, indem er online arbeitet oder mit entsprechenden Zeitfenstern immer mal wieder zurückfliegt, um Geschäfte abzuwickeln. Das Schiff wird immer ein Stück weiter auf dem Globus geschoben. Alles nicht so einfach, weil es für bestimmte Passagen nur bestimmte Zeitfenster gibt. Wir wurden auch schon gefragt, ob wir im März durch den Panamakanal gehen wollten.

Wir haben auch Segler getroffen, die um die Welt segeln, weil sie wegen einer Flugangst sonst nicht nach Hause kommen würden. Dagegen ist eine sechzigjährige Seglerin, die alleine über den Atlantik gesegelt, sich kurz auf Dominica ausruht, um wieder neue Kraft für den Panamakanal zu schöpfen, bestimmt nicht bange.

Auf den Osterinseln im Pazifik will sie ihren Freund treffen. Für mich wäre dies keine Option, da spiele ich lieber doch Mikado oder mache schöne Fotos.

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