Der Fisch namens Hamlet

Ich sitze harmlos am Steuer der FÜRRIT, als Sarah auf der Fahrt von Martinique nach St. Lucia plötzlich aufschreit: „Anbiss!!!“ Detlev, gerade noch gemütlich auf dem Sofa schlafend, wird hochgerissen. Corinnas Angelleine surrt Meter um Meter heraus. Beide sind mitreisende Gäste an Bord. Sarah übernimmt die Leitung der ganzen Aktion.

Es entsteht absolute Hektik, im Staccato kommen die Anweisungen, was zu tun ist. Gleichzeitig werden das Vorsegel und die Angel eingeholt. Das Einholen der Angel ist so schwer, dass sich 3 Leute abwechseln müssen. Ich halte das Schiff auf Kurs, damit die Leine klar auslaufen kann.

Hamlets erster Aufzug ist ein kurzlebiger Tanz auf dem Wasser. Wir sind ob der Größe schon beeindruckt. Neben der musischen Begabung zeigt unser Held aber wenig Kampfgeist und lässt sich der Fisch innerhalb einer halben Stunde relativ widerstandslos bis zum Boot ziehen. Nein, eine Anlehnung an Hemingway bietet er nicht an. Erst in seiner letzten Helle realisiert er wohl die finale Frage für sich: to be or not to be.

Der eigentliche Kampf beginnt gleicht einer Tarantella. Verzweifelt windet er sich mit dem todbringenden Köder im Maul und sucht Schutz unter dem Boot, was für das Steuern extrem gefährlich wird, zumal die Leine gerne den Propeller sucht und bei entsprechender Partnerschaft das Schiff manövrierunfähig macht. Die Abstimmung mit Sarah, die die Rolle der Diana übernimmt, klappt hervorragend.

Von dem eigentlichen Todesstoß mit dem Speer bekomme ich leider nichts mit. Lasse mir aber erzählen, dass Corinna den Fisch an der Angel fest im Blick gehabt hat, als Sarah ihm den Speer in die Kiemen sticht. Damit relativ kampfunfähig geworden, bekommt er noch Rum verabreicht, wodurch er einen Schock erleidet und verendet. Schwierig und aufwendig wird es, den Kandidaten an Bord zu hieven.

Da liegt er nun, unser Held, ein etwa 20 Kilo schwerer Marlin, der mit seinem spitzen Maul richtig gefährlich aussieht. Es soll wohl auch schon zu Unfällen gekommen sein, weil ein Marlin spontan den Kopf hochreißen kann, um das bisschen Leben doch noch zu retten.

Sein Dasein wird für uns genussvoll beendet: Es gibt Sushi, Service mexikanischer Art, und zweierlei gebratenen Fisch. Shakespeare hätte bestimmt auch seine Freude gehabt.

 

 

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