„Verweile doch! du bist so schön!“

Folgt man Adornos These, dass man in der Reflexion über das Glücklichsein den Zustand dieses Gefühls schon hinter sich gelassen hat, so sollen wenigstens die angenehmen Momente der Reflexion darüber hier Platz finden.

Nach einer herrlichen und kurzen Überfahrt von Martinique nach St. Lucia liegt der Anker wieder gut vergraben in der Rodney Bay und wir wollen hier Inges Geburtstag begehen. Warum gerade hier,  stellt sich die Frage. Ein Hut ist der Anlass.

Bei unserem letzten Besuch hat sich Inge in einen blauen Hut verliebt, der sollte es zum Geburtstag auch sein. Daneben hatten wir am Ende der Lagune in der Rodney Bay am Dinghyanleger der Shopping Mall eine viel versprechende Tapas Bar entdeckt. Diese sollte den Rahmen für den schon traditionellen Geburtstagsschmaus abgeben. Die Bilder der Gerichte machten einen guten Eindruck und wir wollten ausprobieren, ob sich das (Vor)Urteil, dass auf den ehemals englischen Inseln sich nicht gut speisen lässt, nicht doch widerlegen ließe.

Um das Ergebnis vorwegzunehmen, es war hervorragend und die Tapasvariationen sind nur zu empfehlen. Als Fußnote und Tribut an die Ära des sich selbst bespiegelnden Smartphonebesitzer fiel uns eine allein speisende Frau auf, die permanent Selfies mit und ohne Speise machte. Waren wir zuerst in unserem glücklichen Genuss der Speisen davon nur etwas irritiert, so wurde beim Nachdenken klar, dass die Dokumentation und damit Reflexion somit schon Teil des Genusses selbst geworden ist. So ist im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit das sinnliche Glücksgefühl nur in seiner medialen Dokumentation und zeitnahen Mitteilung noch wirklich. Der Versuch, es seiner Flüchtigkeit zu entreißen, macht es auch ganz praktisch zu nichte. Das Essen wird kalt.

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