Die Zimtschnecke

Mit ihr assoziiert sich der Duft im Haus von leichtem frischen Hefeteig und gezuckertem frischen Zimt. Am besten man nähert sich der besagten Schnecke von außen, aus der Kälte kommend. Vielleicht war man auch schon etwas sportlich unterwegs und hat den entsprechenden Appetit. Vorstellbar ist auch: Nora, in der Verfilmung von Ibsens , Nora oder ein Puppenheim, betritt nach dem Schlittschuhlaufen im langen Mantel noch, das Café, in dem der Kälte wegen die Scheiben mit Eisblumen überzogen sind, und bestellt sich…

Bei uns werden diese Köstlichkeiten zusammen mit Schococroissants und normalen Croissants morgens an Bord gebracht, und sie sind von ausnehmend hoher Qualität. Unsere Schweizer Segelfreunde Silvi und Uelli, mit denen wir zur Zeit zusammen in Bequia liegen, haben uns auf die Idee gebracht, “ bei dem jungen Mann mit dem Schlauchboot unbedingt mal einzukaufen.“

Diese internen Informationen bringen hier häufig die Geschäfte voran, denn die fahrenden Händler machen keine Werbung, geschweige denn man erkennt als Kunde, was überhaupt verkauft wird. Manche wirken auch extrem wenig motiviert, eher von zuhause geschickt, nach dem Motto: „Du verkaufst das jetzt mal irgendwie“. Immer öfter Bananabread will man aber nicht haben. Zumal auch dann nicht, wenn es lustlos angeboten wird.

In dieser Region,- speziell in Grenada-, wachsen mittelgroße Bäume, deren Rinde geschält, anschließend getrocknet und zermahlen zu Zimt verarbeitet wird. Frisch ver-strömt er seinen besonderen Duft am besten.

Mit dieser Fantasie noch im Kopf oder auf der Zunge versteht man meine Enttäuschung, als der fahrende Verkäufer am nächsten Morgen eben nicht mit den vorbestellten Zimtschnecken vorbeigefahren kommt. Karibische Gelassenheit ist wieder gefragt. Wir sind ja auch nicht bei Ibsen in Norwegen.

Es gibt viel zu tun für Schule und Ausbildung hier. Die Entdeckung der Zimtschnecke und deren Präsentation bei Hitze auf einem Boot ist jedenfalls schon mal ein Anfang.

One thought on “Die Zimtschnecke

  1. Antje Olma says:

    Liebe Inge,
    zum Abschluss des Jahres muss ich doch noch einmal sagen, dass Du definitiv die beste Vermittlerin deutscher Literatur/Kultur bist. Eigentlich müsste das Goetheinstitut Euer Unternehmen nicht nur fördern, nein – ganz und gar finanzieren.
    Schon lange nicht wurde mir dieser Duft von Zimtschnecken so plastisch vor die Nase geführt wie in Deinem Artikel, zumal wir momentan auch das passende Wetter für den Duft nach Hefe und Zimt haben. Sicherlich auch kein Zufall, sondern der Geographie geschuldet, dass die Schweden extrem leckere kleine Zimtschnecken machen.
    Liebe Grüße, einen schönen Abend und einen guten Rutsch 😊 Antje

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