Als moderner Mensch mache ich mich zunächst im Internet auf den Weg. Tauchgründe gibt es diverse, auch mit Riffhaien wie beigefügte Videos veranschaulichen. Möchte ich Näheres über Preis und Angebot erfahren, lande ich immer wieder in derselben Schleife. Einen Anbieter wie Padi gibt es nicht, wohl aber einen Dive Shop im Cotton Beach Ressort, das man nur mit dem Taxi erreicht, wie ein Kellner behauptet.
Anhand der Seekarte sehen wir, dass das Ressort in der Endevour Bay nicht weit entfernt liegt und machen uns mit dem Beiboot auf den Weg. Die Bucht ist von Villen umstanden, die großzügiger als am Hamburger Feenteich sind. Im Tauchladen werden wir höflich empfangen. Zwei Taucher machen sich mit Putzbürsten bereit, um Korallen zu pflegen. Der Versuch einer Neuansiedlung ist auf Mustique, ähnlich wie das Engagement von Tesla die Dieselgeneratoren durch Solar und Littiumbatterien zu ersetzen, ein großes ökologisches Projekt.
Das Mädchen, das unser Anliegen bearbeitet, wirkt von der Körpersprache her so wie eine Schülerin, die gleich mit einer Story startet, was die fehlenden Hausaufgaben anbelangt. Ich will deshalb auch nicht glauben, dass der Schiffsname ausreiche, um uns über den möglichen Tauchgang zu informieren. Da macht sich doch keiner auf den Weg und fährt in die Nachbarbucht, um Bescheid zu sagen! Hätte ich vorher gewusst, dass man auf Mustique in einer der 110 Villen wohnt, die jeweils einen Namen haben, hätte ich auf ihre coole Frage: “ In welcher Villa wohnen Sie denn?“ Nicht, “ auf dem eigenen Schiff“, geantwortet, sondern mich bei Mick Jagger in der “ Stargrov “ einquartiert. Der Bezug auf die Häuser ist durchgesetzt, denn so werden auch beim Bäcker einfach kleine Kärtchen mit Hausnamen abgegeben. Bargeld für Croissants, die auch noch schlecht sind, ist nicht angesagt.
Wir steigern also unser Sozialprestige erstmal dadurch, dass wir dem Mädchen im Dive Shop unsere Visitenkarte hinterlassen. Ihr Versprechen, “ Wir informieren Sie, ich muss es nur absprechen“, wirkt auch ohne nähere, vertiefende Kenntnisse über Kafka. Man ruft uns einfach nicht an und informiert auch elektronisch nicht.
Frustriert in diesem Krethi- und Plethimodus machen wir am nächsten Tag eine einstündige Inseltour, die mit 50 US$ Dollar nicht günstig ist, aber meine Neugier befriedigt. Als Besucher dieser Insel darf man alleine nur einen bestimmten Strandabschnitt und den Weg ins Dorf der Locals benutzen, ansonsten lauern überall Securityleute, die per Funk petzen, wenn man vom Wege abkommt.
Mustique also von oben, statt von unten: Ungefähr 1000 Locals wohnen auf der Insel und leben von den 110 Villen, die sich über die Insel verteilen. Mehr Häuser dürfen nicht gebaut werden. Beim Verkauf haben die Nachbarn ein Mitspracherecht. Man möchte auch unter sich bleiben. Bis 1969 wurde hier noch Baumwolle gepflückt. Den Locals geht es offensichtlich gut.
„Die Gesellschaft bezahlt uns gut“, meint unser Fahrer.
Geld und Geschmack hinterlassen schöne Gebäude und eine sehr gepflegte Landschaft, sodass manchmal der Übergang von privatem Garten in ‚öffentlichen‘ Raum kaum auszumachen ist. In der Mitte der Insel gibt es neben einem Golfplatz auch eine große Reitanlage mit unterschiedlichen Angeboten. An einen Ausritt ist hier nur in den frühen Morgenstunden oder am Abend zu denken. Kärtchen für die Villa nicht vergessen!
Unser Fahrer verdreht schon genervt die Augen, als die Frage aller Fragen an ihn kommt. Wir dürfen aussteigen und er deutet auf die umliegenden Inseln. “ Ja, da ist Bequia, da in der Bucht wohnt Brian Adams und ja, daneben wohnt Mick Jagger. Er hat da ein schönes Beachhouse.“
Im Vorbeifahren sehen wir aufgebaute Zelte für die Silvesterparty. ‚Game of Thrones‘ ist das einfallsreiche Verkleidungsmotto, damit man nicht verkennt, wen man kennt.