Am 23.1. begann die Pechsträhne. Beim Ausschalten des Inverters, der uns 230V auch am Ankerplatz liefert, was das Leben an Bord sehr viel komfortabler macht, meldete sich das hochmoderne Mastervolt MassCombi (kombiniertes Ladegerät mit Inverter und noch weiteren Funktionen) mit der Fehlermeldung „system error“ ab. Das sofort konsultierte Handbuch gab bei dieser Fehlermeldung den Rat „call your dealer“. An einer Boje in den Iles des Saintes liegend war jetzt guter Rat teuer, da dieser Ausfall es auch nicht mehr erlaubte die Batterie mit dem Generator zu laden. Wie sich später herausstellte auch nicht mehr mit Landstrom. Zu unserem Glück arbeiteten noch die Solarzellen und der Windgenerator. So entschlossen wir uns, meinen Geburtstag noch hier zu verbringen, schön essen zu gehen und dann, am 25. nach Point-a-Pitre auf Guadeloupe zu segeln. Um es kurz zu machen, alle Versuche, selbst mit Aufschaltung über PC und Internet aus Frankreich vermochten den Fehler nicht zu beheben. Glück im Unglück, es war noch Garantie auf dem Teil und die Firma versprach Ersatz aus Amsterdam. Die Woche Lieferzeit wollten wir nun nicht auch noch im Hafen verbringen, da wir bis zu diesem Zeitpunkt schon eine Woche hinter uns hatten und auch eine Inselrundfahrt und andere Unternehmungen uns die Zeit nicht haben lang werden lassen. Da zudem die Energieversorgung halbwegs gewährleistet war, füllten wir die Tanks und segelten wieder in die Saintes, die mit klarem Wasser, Schnorchelgründen und einer wunderbaren karibischen Landschaft uns als die bessere Alternative erschienen.
Nach ein paar wunderbaren Tagen, in denen wir auch mit dem Motorroller die Insel erkundeten, schreckte uns mitten in der Nacht ein heftiges Geräusch auf. Wir lagen wieder vor Boje, konnten aber auf den ersten Blick nichts erkennen. Nach Sonnenaufgang sahen wir dann aber die Bescherung. Das Martingal, eine Verstrebung, die über ein dickes Drahtseil am Bug die beiden Rümpfe stabilisiert, war komplett aus der Verankerung gebrochen. Die Boje musste, da es kaum Wind aber viele Strömungen gab, zwischen die Rümpfe gekommen sein und über die Drahtseilverspannung so viel Druck ausgeübt haben, dass die Verankerung der Stützen, die aus 4cm dickem Aluguss bestanden glatt durchgebrochen waren. Fehlt diese Verstrebung wird das Boot instabil und auch das Rigg kann nicht mehr belastet werden. So hieß es nun auf schnellstem Wege wieder nach Guadeloupe zurück. Unter Motor, mit einer hilfsweise Verspannung des lädierten Teils ging es dann gegen Wind und Gott sei Dank nicht zu hoher Welle zurück.
Nachdem wir nun sachverständigen Rat eingeholt hatten und außerdem in Erfahrung bringen konnten, dass die Werft Lagoon dieses old fashioned Teil nicht mehr herstellt (warum nur?), sondern ein moderneres System verwendet, bleibt wohl nur eine Individualanfertigung aus Edelstahl. Von den Kosten wollen wir mal gar nicht sprechen, das Ganze trägt uns aber nun 3 Wochen Aufenthalt in Guadeloupe ein. Da war die Stimmung heute erst mal auf dem Tiefpunkt. Shit happens.
Hallo, Ihr Lieben, nachdem ich Leo reanimiert habe, der beim Lesen einen Herzstillstand erlitten hat, wurde ich beauftragt, sofort an Euch zu schreiben. Auch mein Einwand, dass die geschilderten Ereignisse ja schon ein paar Tage her seien,zog in keiner Weise.
Also übermittle ich hiermit das tiefste Mitgefühl des hiesigen Skippers. Er erbleichte förmlich bei dem Gedanken an all das, was hätte passieren können.
Manchmal führt meine technische Unbedarft-
heit ja doch zu einer größeren Gelassenheit –
zumindest beim Lesen.
Wir waren beide hocherfreut im folgenden Bericht zu lesen, dass sich das Glück Euch wieder zugewandt hat.
Ich werde bestimmt noch informiert werden,
was alles hätte geschehen und warum er als Ingenieur immer möglichst wenig Technik. ….
Euch wünschen wir von ganzem Herzen , dass sich das Glück nun dauerhaft bei Euch niederlassen möge – Platz genug gibt es ja.
Ach übrigens Inge, ich geh morgen Schuhe kaufen.
Am Montag fliegen wir für eine Woche in altbekannte Gefilde. Wir werden Mallorca von Euch grüßen.
Herzlichst
Antje und Leo
Vielen Dank für eure Anteilnahme. Insbesondere Inge muss leiden. Keine italienischen Schuhe (braucht man hier auch nicht).
Wir sind mittlerweile in Deshaies an der Nordwestküste von Guadeloupe. Nach einem Aufenthalt in einem Marineressort, in dem wir eine tolle Unterwasserwelt erschnorcheln konnten, geht es morgen um 6.00 nach Antigua. Nach aller Vorhersage soll der Wind mit uns sein. Na, schaun wir mal.
Grüße Inge und Jörg