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Ich bin gerade in meine Arbeit als Leichtmatrose ( weibliche Form die Leichtmatrosin ?) vertieft und schieße nach dem Ablegen eine Leine auf, als es über den ganzen Hafen schallt: “ Schönes Reise, Inga“. Irgendwie fühle ich mich dafür verantwortlich, dass ich mich in Inga umbenannt habe,ebenso wie Jörg immer dann George heißt, wenn wir mit Franzosen oder Angelsachsen zu tun haben. Die Namen lassen sich so deutlich besser aussprechen und überfordern niemanden, die für ihn sprachspezifischen Kennungen außer Frage gestellt zu sehen. Wir beide sprechen dann untereinander auch Englisch, weil es höflicher ist und schließlich will man ja selbst auch nicht ausgeschlossen sein. Georges Grammatik ist nicht immer so sicher, dafür ist sein Repertoire breiter. Im Zweifelsfall wird umschrieben, eine Übung, die ich selbst in der Schule gehasst habe, die aber durchaus als wichtige Kompetenz in den Reisekoffer gehört.

Wer da ruft ist Ann, eine Nachbarin, die vorgestern beinahe ihren Flieger in den Süden verpasst hätte, weil ein Schneesturm ???( Im Augenblick kaum vorstellbar) über New York hinwegfegte. Besagte Ann hat beim Bord zu Bordtalk spontan die Gesprächssprache auf Deutsch umgestellt, vorher aber klargelegt,“ we didn’t vote him“ und erstmal ihre Einschätzung zu Trump gegeben

“ Bon jour monsieur, comment ça va? Est- ce que vous aimez un café allemand?“ ist als Türöffner für die französischen Handwerker immer hilfreich gewesen und kommuniziert Zweierlei: 1. der Café entspricht nicht deinem gewohnten Standard und auf der Beziehungsebene : „Ich fühle mit dir, wenn wir gleich auf Englisch weiter reden.“ Dabei wird dann ganz schnell hörbar, wie gut die französischen Techniker mittlerweile sprachlich ausgebildet sind. Ich weiß jetzt nicht, ob man eine ähnliche Erfahrung im kalten Hamburg machen würde.

In der Zeit der Reisevorbereitung hatte ich mich ans Spanische gewagt, in der Hoffnung, beim Salsatanz auf Kuba die richtigen Worte für meinen Chico zu finden. Im Verlauf musste ich dann doch schnell eingestehen, dass neue Vokabeln ,unregelmäßige Konjugationen, auch wenn man methodisch noch so doll ist, einfach nicht mehr in den Kopf wollen. Da helfen weder Lernanreiz noch Eifer.

Da war es doch deutlich spassbetonter, zusammen mit Mariama das Französische zu reanimieren und festzustellen, dass man in Klasse 8 doch nicht nur albern gewesen und nach Entdeckungen im Freibad sich sehnte oder im wilden Ritt über den Acker unterwegs war. Ganz tief versunken warten die unregelmäßigen Verben auf ihre Entdeckung. Was sich mit zunehmendem Alter aber deutlich verbessert hat, ist die Unbefangenheit. So spricht man eben fließend falsch.

Ähnlich wie die vielen Flaggen aus den unterschiedlichen Ländern kommt man sich so sehr kosmopolitisch vor. Die Herkunft interessiert hier niemand. Die Amerikaner wirken mit ihrem „America First“ leicht angesteckt und sind weithin aufgrund ihrer übertriebenen Tropenbekleidung erkennbar, so, als wolle man gegen die Mücke in den Krieg ziehen. Ann ist da doch beruhigend anders.

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