Da schaut man sich um im Café, der Bar, dem Bristro und entdeckt, dass alle irgendwie online sind und am weltweiten Netz saugen. Die Männer sind mehr auf der Suche nach den neusten Wetterentwicklungen, die Frauen verlieren sich in ihre sozialen Beziehungen.
“ Ich sitze gerade in der U-Bahn und habe mir acht Leute zum Essen eingeladen. Mache mir Gedanken…“ Diese einfache Mitteilung macht Spaß, weil man so herrlich teilhaben kann, obwohl der andere etwas weiter weg ist. Andere machen merkwürdige Verrenkungen beim Yoga oder teilen einfach nur mit, wie sie sich fühlen. Was ich auch mag, ist ein einfaches Feedback zu besonderen Bildern. In dieser Beziehung bin ich ganz bei den neuen Möglichkeiten. Neu, auch nur deshalb, weil wir ja die Briefpost noch kennen. Auch nicht schlecht, das Warten auf einen Liebesbrief. Geht ein solches Bekenntnis als Mail? Der Austausch mit den Freunden und Familie ist von zentraler Bedeutung, weil man sich nicht völlig losgelöst fühlt. Der Blick aufs Display, wenn das WLAN anspringt, der die Vielzahl der Nachrichten anzeigt, macht eben einfach Spaß.
Werken in sozialen Netzen: Ich will nicht mehr werken wollen. Der Bereich der Arbeit liegt da viel zu nah. Da suche ich mir lieber eine eigene Baustelle, an der ich mich abarbeiten kann. Überhaupt ist der berechnende Bezug auf den Erfolg meines Werkens doch immer unverkennbar. Brauche ich das noch?
Netze assoziieren einfangen, festhalten , gegen den eigenen Willen aufgehalten werden. In der Gleichsetzung der Maschen gibt es auch keine qualitativen Unterschiede in den Bezügen mehr. Die Beziehungen sind in ihrer Austauschbarkeit weit entfernt von Freundschaft, wo es auf die Besonderheit von Person und Bezug ankommt.
Wenn man aber nicht völlig losgelöst sein möchte und auch in der Karibik zumindest gedanklich mit der U- Bahn fährt, will man dann doch ins Netz gehen? Ja, welches ist denn nun gemeint?