Aimez la vie. La vie est belle.

Singt der Bandleader, während wir stundenlang auf unser Weihnachtsessen warten. Ist auch ein Anfängerfehler, Heiligabend sehnsuchtsvoll auf Langusten zu hoffen, wenn das Restaurant komplett ausgebucht ist. An bedeutungsschwangeren Tagen möchte man aber irgendwie sozial kuscheln. Auf dem Weg sind wir an einer kleinen katholischen Kirche vorbeigekommen und können für einen kleinen Moment zwar nur, aber eindrucksvoll mitbekommen, wie im Inneren des Raumes fein herausgeputzte Menschen, in der Mehrzahl Kinder, den Gesang des Gospelchores jeder auf seine Art begleitet. Man möchte den Atem anhalten.
” Besa me mucho ” ist in dieser Kulisse und mit diesem Mann natürlich unschlagbar. Jörg behauptet, es sei ein Tango. Wir tanzen, alles ist schön, aber ich würde ein Königreich geben für Schuhe, etwas Nettes am Fuße. Birkenstocksandalen sind wirklich ein Abturner. Eine kluge Schülerin hat sich mal gemeldet und bemerkt: ” Frau Isenbiel, ich habe mitgezählt, Sie haben ja mehr als 20 Paar Schuhe.” Danke, Miriam . Ein Reiter würde jetzt sagen : ” Reit doch einfach darüber hinweg.”
Am nächsten Tag bin ich mit einem kanadischen Pärchen verabredet, eigentlich nur um Telefonnummern auszutauschen. Alle haben immer irgendein Problem, was auch dazu führt, dass dies Gegenstand der ersten Kommunikation und weiterer Kontakte wird. Wir werden zu einer Party an Bord eingeladen und haben gerade 3 Stunden Zeit, etwas als kulinarischen Beitrag zu zaubern und wie kleine Kinder vorzuschlafen.
Unser Schiff ist im Vergleich zur ” Sapphire”  (kein Tippfehler) relativ klein, aber was soll es. Zusammen mit 3 kanadischen Paaren und einem amerikanischen feiern wir am 1. Feiertag Weihnachten  der anderen Art. Der Gastgeber Jerry hat eine Karaokeanlage mit dem Zugriff auf 350.000 (kein Tippfehler) Songs. Alle sitzen an Deck erzählen Witze oder nicht so Witziges  -” Also da gab es mal ein amerikanisch/philippinisches Ehepaar, das sogar 2 mal entführt wurde. Imagine, two times!!! “Oder:  ” Wenn ein Hai kommt, musst du dich einfach schön strecken, vorallem die Flossen verlängern dann deine Erscheinung und der Hai denkt, du bist ihm zu groß.”  Na ,denn!
Ist auch schwierig nachzuvollziehen. Ich  weiß jetzt wirklich nicht, ob ich, wenn mich ein Hai überhaupt anguckt, diese Idee mit den Streckübungen hätte?!?! 
Der Gastgeber Jerry geht in der Zwischenzeit einfach an seine Karaokeanlage und fängt an zu singen. Ich denke mir, warum eigentlich nicht. Es ist sehr anstrengend für mich, auf Englisch den Gesprächen zu folgen und auch ganz gagvolle Beiträge zu liefern, wenn man noch keine Entführung oder Haikontakt hatte.
Jerry singt derweilen Karaoke und macht einfach, wozu er Lust hat, ganz selbst vergessen wie ein Kind. Ich mache  mit und nehme mir ein Mikrophon. Was für ein Spaß!
Wir singen die Klassiker, die anderen schließen sich im Verlauf des Abends an, brauchen aber mehr Umdrehungen, um auch Luftgitarre zu spielen. Hoffentlich denkt Björn nicht, wie peinlich seine Eltern sein können. Die Entscheidung, einfach zu machen, was man möchte, hat was, eben ” La vie est belle”.
 

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