Was macht ihr eigentlich den ganzen Tag? 11.04.2017 – ein Ausschnitt

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Wir haben eine anstrengende Nachtfahrt hinter uns. Kräftezehrend, weil wir gegen Wind und Welle anmotoren mussten, was bedeutet, dass unsere Diva sich nur von der bockigen Seite zeigt. Nein, man ist auch froh, dass die Maschinen arbeiten und uns stetig nach vorne bringen. Ich habe diesmal viel gymnastiziert und mir auf dem Steuerstand liegend die Welt von unten angeschaut. Wieder Vollmond, wieder Sternenhimmel und eine schwarzsilbern glänzende Masse unendlichen Wassers, das unter mir hinweggleitet.

Gegen 9.00 Uhr mache ich mich auf zum Einklarieren. Beiboot absenken, nach Marigot fahren, die Einklarierungsbude suchen und warten. Weil wir mit St. Martin wieder en France sind, überrascht mich die unstrukturierte Vorgehensweise der Behörde. Man wird von einem großen Schwarzen empfangen, muss einzeln eintreten und dann wird die Tür abgeschlossen.

Das ist die eine Seite. Draußen gehöre ich zunächst zu der wartenden Abteilung und komme mit einem Kanadier ins Gespräch, der sein Schiff nach Grenada bringen will und dort der Hitze wegen nachts arbeiten werde. Wir tauschen Tipps aus und jetzt, wenn ich  über das Gespräch schreibe, habe ich nur noch das Gefühl ( Frau) , dass wir uns so nett unterhalten haben. Eine Erfahrung, die wir häufiger gemacht haben : eine flüchtige Begegnung, die Spaß macht.

Drinnen sitze ich dann eingeschlossen bei dem Officer und mir wird sehr schnell klar, was der Vorteil seiner Arbeitsweise ist. Er tickert genüßlich alle Daten mit einem überzeugenden Zweifingersystem in den Computer und lehnt auch mein Angebot, ihm die Zahlenkolonnen doch zu diktieren, freundlich ab. Dafür singt er bei der Arbeit und hält sich durch die Einzelabfertigung den Stress vom Hals. Die Wartenden fragen sich , warum alle so aufgeräumt dieses Büro verlassen.

Zurück an Bord nimmt der Wahnsinn seinen Lauf. Angenehm erfrischt, wieder französische Verhältnisse zu haben, verfalle ich der Idee, Tartes zu backen. Da für den Betrieb des Backofens leider der Generator laufen muss, kann man zeitgleich auch noch Wäsche waschen, was nur so funktioniert. Am Ende fällt mir noch ein, die Kühlschränke doch auch gleich sauber zu machen, die letzten Vorräte gehen ja raus. Nebenbei lässt sich auch noch ein Pesto aus getrockneten Tomaten herstellen etc. Bei der Tiefkühltruhe setzt zum Glück der Verstand wieder ein und ich beschließe, alles zügig zu beenden. Mit einem Sprung ins  Wasser entziehe ich mich einfach auch mal den gestellten Anforderungen.

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Am frühen Abend setzen wir über und finden im „Le Galion“ französische Küche und kühle Biere vor. Wir schauen uns an und befinden beide, dass wir uns hier wohler fühlen. Wir kontakten ( bislang kein durchgesetztes Prädikat) und freuen uns, dass uns Karola vor der nächsten Segelsaison nach Mexiko einlädt. Mit der vorzüglichen Tarte im Bauch und den neuen Welten im Kopf geht der Tag mit Blick in den Sternenhimmel, romantisch durch den Vollmond überhöht, zu Ende.

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