Mit dem Sohn an Bord ist verstärkte Aktivität angesagt. Die Weihnachtstage sind ausgefüllt mit einer neuen Sportart: Kiten ist auf Union Island. Es gibt hier eine Kiteschule, JT Pro Center, die in 3 Etappen über je 3 Stunden eine Einführung anbietet.
Die ersten Trainingsstunden, Stellung und Umgang mit dem Schirm, können wir vom Schiff aus verfolgen, weil direkt vor unserem Ankerplatz geübt wird. Björn hat einen persönlichen Instruktor und ein Begleitfahrzeug. Abends ist in seiner Schule eine Full Moon Party angesagt. Neben Essen, Trinken und Musik, wie auf jeder anständigen Party, ist im Wasser, nahe am Strand, auf einem Gestell ein Reisighaufen aufgebaut. Hier soll die nächtliche Show stattfinden.
Gegen 22 Uhr tritt der Könner auf den Plan. Das Feuer wird entzündet und brennt lichterloh. Zwei Kiter machen sich bereit. Einer sticht hervor, weil er sich rot gelbe Lichterketten an den Körper moniert hat, auch der Schirm ist mit Blinklicht ausgestattet. Fortan sieht man diese Lichter über das Wasser rasen, bis er um und über das Feuer springt und wie El Zorro kurz ganz erscheint, wenn er ohne Brett kurz auf dem Strand landet und nach wenigen schnellen Schritten wieder mit dem Brett an den Füßen im Dunkel der Nacht verschwindet. Wir staunen nur noch. Dem Zweiten schmirgelt eine der Leinen durch, weshalb er vorzeitig abbricht. Ihm passiert aber nichts.
Am übernächsten Tag, bei der 3. Trainingseinheit, kann ich mit und Filmaufnahmen machen. Es geht zu einem anderen Spot, nach Ashton und ich kann im Begleitboot mit Björn und Trainer mitfahren. Der 16 jährige Fahrer kurft durch die Riffe und Mangroven wie man nur in dem Alter fährt. Mir kommt es vor wie in einem Aktionfilm. Ich bin da plötzlich die Mom, die sich besser festhält und hofft, dass er das wohl alles beherrscht. Ich habe seine Sympathie endgültig erobert, als ich ihm beim Ausschöpfen des Bootes helfe und er mir sein Bananabread anbietet.
Mein eigenes Gedankenspiel, vielleicht selbst zu kiten, erledigt sich in dem Augenblick, als ich in der Nahaufnahme sehe, welche enorme Anstrengung es bedeutet, den 30m entfernten Schirm mit den eigenen Füßen am Brett zu koordinieren. Der Kite ist nur in der 12 Uhr Stellung ruhig und wartet ansonsten nur auf Go. Der Start geht von Null auf 180 und erfordert Kraft, Körperspannung und Konzentration. Dann wird die ganze Veranstaltung so schnell, dass ich mich im Begleitboot, das Björn begleitet, ordentlich festhalten muss und die Kamera kaum halten kann.
„Krass, sehr krass sogar. Ziemlich sehr geil, aber um ehrlich zu sein, es ist wohl keine Sportart mehr für euch.“ Diese Beurteilung der Lage teile ich auch. Die wenigen Alten, die mit dem Kite unterwegs sind, haben bestimmt vor Jahren damit angefangen und können auf viel Erfahrung zurückgreifen. Für Björn ist es eine tolle neue Sportart, für uns wär es eher der Highway to Hell. Wir werden uns auf das neu erlernte Tauchen konzentrieren.