Boa Constrictor im Pferdestall

Auf Dominica schaffe ich es endlich, einen Ausritt zu machen. Der freundliche Besitzer des Blue Bay Restaurants in der Ruppertsbay vermittelt mir den Kontakt zur Farm Brandy Manor. Jasmin, die Besitzerin, holt mich Sonntag um 9.30Uhr ab, und so geht es erstmal mit dem Auto hoch in die Region des Regenwaldes.

Mit den Pferden hätten wir gleich ein gemeinsames Thema, interessanter ist aber immer das Herkommen. Sie ist Engländerin mit einer deutschen Mutter. Wir unterhalten uns aber auf Englisch. Maria, der Hurrikan von 2017, ist immer noch Thema, weil die Aufräumarbeiten nicht abgeschlossen sind. Die Hälfte der Bewohner ist ausgewandert, nur wenige kehren zurück. Oben in den Bergen macht sie auf der Straße eine Volldrehung mit Rückwärtsfahrt, um in ihren Weg zu kommen.

Wir erreichen den Hof: gemauerter Pferdestall für 8 Tiere in großen Boxen. Alles ist sehr gepflegt und ich lerne Leyton, ihren Ehemann, kennen, der liebevoll seinem Hengst die Mähne bürstet. Der Außenplatz wird fürs Springen genutzt. Jasmin war früher erfolgreiche Springreiterin. Erstmal trinken wir Kaffee im Wohnhaus.

Auf dem Absatz der Treppe haben sie während des Hurrikans gestanden, als der Fluß im Wohnzimmer war und sie sich am Seil haltend in die Küche hangelten, bis die Küche weggespült war. Die Pferde waren im Stall, dessen Dach nicht weggeflogen ist. Auf dem Trail erzählt Leyton, dass die Tiere voller Angst waren und geschrieen haben, in ihrer Art. Es ist ihnen aber zum Glück nichts passiert.

Rein in eine lange Hose, Helm auf, vom Tisch aufs Pferd, sanft aufgesessen. Natürlich merke ich, wie Leyton jede Bewegung beobachtet. Zwei Stunden lang reiten wir auf einem Trail durch den Regenwald hinauf zu einem Aussichtspunkt. Es ist angenehm kühl, gefühlt 24 Grad, mit leichtem Wind und Blick in die Weite, – für uns Reiter. Unsere Pferde sind aufmerksam und extrem trittsicher. Schließlich laufen sie über Wurzeln und Steine, selbst als wir durch einen kleinen Fluss gehen, können sie sich ausbalancieren, obwohl ein Fuß auch mal auf einem Stein steht.

Als der Weg klar ist, wechseln wir in einen leichten Galopp, müssen aber dann absitzen, weil das Gesträuch zu tief hängt. Zum Glück komme ich ohne Hilfe wieder auf meinen „Angel“. Wir sehen einen fliegenden Papagei, Mangobäume und Grün, so weit das Auge reicht. Leyton erklärt mir alles. Auch, dass es Teil seiner Arbeit ist, den Trail überhaupt bereitbar zu halten. Am Boden liegen abgesägte Ast- und Baumteile, die erahnen lassen, was Aufräumarbeit bedeutet. Weit und breit sehe ich keine Straße, wo entsprechende Fahrzeuge fahren könnten.

Mit dem Hurrikan kamen die Wassermassen und in der Folge Ratten in den Stall. Eines Morgens schlängelte sich eine Boa Constrictor über die Stallgasse. Sie war sehr hilfreich für den Hof, weil sie alle Ratten gefressen hat, bis sie wieder verschwand. Leyton zeigt mir Bilder der Schlange, als wir nach dem Ritt noch gemütlich zusammen sitzen und ein Getränk aus Kakaobohnen, Ingwer und Honig trinken. Vorher nehme ich noch nackt ein Bad im Fluß und bin sehr froh, dass ich die lange Hose wieder loswerden kann.

Wer Spaß am Reiten im Regenwald hat, dem kann ich Brandy Manor nur empfehlen.

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