Wir ankern um, von Roseau nach Portsmouth im Norden Dominicas. Uelli und ich verabreden einen Ausritt bei Jasmin im bewährten Brandy Manor Equestrian Center, wo wir die einzigen Gäste sind und herzlich aufgenommen werden.Weil die Pferde noch fressen, vertreiben wir uns die Zeit, mit Jasmin zu plaudern und Cafe zu trinken. Die Henne hat Junge, die die Namen ihrer Großmutter bekommen haben. Das Leben auf der Farm ist nicht einfach: Der stromliefernde Generator fällt häufig aus, damit gibt es keinen verlässlichen Kühlschrank. Die Einfuhrsteuer mit über 100% für den neuen Pickup muss erst noch abbezahlt werden.Die erfreuliche Nachricht ist, dass sie an einem Springturnier auf Martinique teilnehmen. Es ist das zentrale Ereignis für den Pferdesport hier in der Karibik. Die Reiter reisen ein paar Tage früher an, um sich auf die fremden Pferde einzustellen. Die eigenen bleiben zuhause. Eine Seereise für sie wäre zu teuer und bei dem heftigen Wellengang zwischen den Inseln zu gefährlich.
Wir ziehen uns lange Hosen an, denn nun heißt es aufsitzen. Uelli ist 30 Jahre nicht geritten und entsprechend erwartungsvoll, sitzt aber leicht und behände auf. „Die Hosen sind nachher nicht so sauber. Es ist ziemlich matschig auf dem Trail“, mit diesen Worten und dem Blick auf den Springplatz verlassen wir die Farm.‘ Angel‘ und ‚General‘ sind in einem Topzustand und folgen Leyton mit seinem Leitpferd ohne Probleme. Wir folgen den mir bekannten Trail, müssen allerdings mehrmals den Fluss passieren. Hier zeigen die Pferde ihre wahre Stärke, denn sie sind trotz des Wassers ruhig und finden einen Weg über die Steine. Als Leytons Hengst die Gefolgschaft verweigert, muss Uelli mit ‚ General ‚ vorreiten, um die Gruppe durch den 30 bis 40 cm tiefen Schlamm zu führen. Die Tiere fürchten sich und erledigen die Passage so schnell sie können. An anderer Stelle warnt uns Leyton gleich vor, dass die Pferde im Schlick angaloppieren werden.
Leyton pflegt und versorgt die Pferde. Wenn er nicht gerade Touristen hoch zu Ross durch den Regenwald führt und alles erklärt, bearbeitet er die Strecke. Was das bedeutet, wird mir bei diesem Ritt richtig deutlich. Er muss dann mit Machete und Motorsäge ausgestattet immer wieder neue Übergänge über den Fluss in den Dschungel schlagen, denn die Pferde fürchten sich vor unklarem Untergrund. Sie müssen ihm schon sehr vertrauen, so gut, wie sie durch dies schwierige schlammige Gelände hier gehen.
Nach 1,5 Std erreichen wir die Farm wieder, sind stolz auf unser kleines Abenteuer und Uelli meint, er wäre dann doch gerne auch länger galoppiert. Wir baden noch im angrenzenden Fluss und waschen unsere schmutzigen Klamotten. Leyton hat zum Glück noch ein Bild von der Boa Constrictor für mich, die im Jahr nach dem Hurrikan “ Maria“ seinen Pferdestall mitbewohnt und alle Ratten weggefressen hat. Sie ist schon lange weg.Wir bekommen noch einen erfrischenden Drink, bevor Jasmin uns ans Meer zurück fährt.