Wieder stellt sich das leidige Problem, wo wir von Grenada aus kommend am besten einklarieren. Port of Entry für St. Vincent ist Clifton Harbor auf Union Island, wo Bootboys bereitwillig beim Festmachen an der Boje helfen. Leider zu häufig mit dem Ergebnis, dass die ungeschützten Aluboote Kratzer am Schiff hinterlassen. Ordentlich windig ist es dort sowieso immer.
Ashton wird daher zur neuen Parole. Wir machen mit unserer neuen Erfindung, einem überdimensionierten Karabinerhaken, in dem die Bojenleinen verknotet sind, problemfrei an einer der Bojen in der Figate Bay vor Ashton fest. Nebenbei wollte niemand eine Gebühr – ungewöhnlich. Jörg fährt mich mit dem Beiboot an die Pier, wo ich einsam und verlassen eine Straße suche, die nach Clifton Harbor führt. Ich warte insgeheim darauf, dass eins der kleinen Sammeltaxis vorbeikommt.
Diese Taxis fahren immer eine bestimme Strecke ab, transportieren 12 Leute und mehr und kosten 2 EC, also nicht mal 70 Cent. Haltestellen und Pläne gibt es nicht, werden auch nicht gebraucht, weil man angesprochen wird, ob man Gast sein möchte. Genauso bestimmt man selbst, wo der Ausstieg sein soll. Im Gegensatz zu den verdunkelten SUVS, die sich leider auch hier hoher Beliebtheit erfreuen, sind die privaten Sammeltaxis äußerlich witzig dekoriert und haben immer einen freundlichen Beifahrer, der sich aus dem Fenster lehnt.
Als ich auf der Rückfahrt einsteige, schauen mich 14 kleine Kinder an, die , als ich sie mit : “ Hello Kids“ begrüße, nicht wirklich antworten. Da sitzen die 3 -bis 5 -jährigen in den zwei Reihen vor mir. Alle in gelben, gebügelten Hemden, die Mädchen brav im grünen Rock, die Jungs in entsprechender Hose. Kindlich wirken hier nur die tausend bunten Spangen in den Haaren der Mädchen. Lustig ist es bestimmt nicht, wenn die Frisur gemacht wird.
Verstohlen drehen sich vereinzelt Kinder zu mir um, schauen mich ganz groß an, lächeln und winken mir vorsichtig mit der Hand zu. Die Kinder sprechen nicht miteinander und wirken auf merkwürdigerweise verstörend, wäre da nicht immer wieder mal der Kinderkopf, der sich zu mir umdrehte.
Der Taxifahrer kennt sie alle mit Namen, hält vor der jeweiligen Haustür und wartet, ob das jeweilige Kind in Empfang genommen wird. Eins läuft in eine Hütte, wo es wohl auch ein Bügeleisen für die Uniform geben muss. Die strahlend weißen Söckchen müssen bestimmt nicht in die Wäsche.
Erfreuliches Resultat dieses Ausflugs heute ist der Offizielle im Emmigration Office am Flughafen, der übersieht, dass wir noch zwei Tage Zwischenstopp auf Sandy Island, das zu Grenada gehört, gemacht haben und der mit seinen 71 EC$ in der Abrechnung für die Aufenthaltserlaubnis 42 Tage für einen Monat hält. Karibisch eben.