Wastin‘ time … “ von Otis Redding wird für uns konkret spürbar. In Belize auf der Halbinsel Ambergris Bay, die Nachbarin Caye Caulker ist eher geläufig, haben wir uns abseits des Ortes San Pedro für eine Woche in einem Ressort eingemietet. Freunde aus Hamburg, die ein Jahr mit dem Rad durch Südamerika getourt sind, hatten diese Wahl als “ touristisch relativiertes Mittelamerika“ unterstützt.
Von Cozumel nehmen wir zunächst die Fähre nach Playa del Carmen. Wir machen sehr gute Erfahrungen mit dem mexikanischen Bussystem ADO , das für die anschließende fast 5 stündige Reise nach Chetumal, der Grenzstadt zu Belize, im Bus eine Toilette, Klimaanlage und Spielfilme vorhält. Von den Kosten in Höhe von 18,-€ ganz abgesehen.
Nach der Taxifahrt zum Ableger des Wassertaxis nach Belize treffen wir auf eine große Gruppe Backpacker, die mit uns übersetzen wollen. Wir beide sind eindeutig die Älteren, haben aber dafür kein Nasenpiercing oder Tätovierungen aller Art. Fünf mit Sturmgewehren martialisch aufgerüstete Soldaten führen mit einem Spürhund die Drogenkontrolle durch. Einer sichert vor dem Gebäude den Fluchtweg. Jeder hat sein Gepäck im Auge. Alle sind für einen Moment irgendwie gleich. Der Hund wirkt mit seinen aufgestellten Rückenhaaren sehr beunruhigend und hat wohl Stress, denn anschließend wird er lange beruhigt. Die großen Gepäckstücke werden vorher separiert, was unangenehm ist, weil man nicht weiß, was wirklich passiert.
Danach tritt Ruhe ein. Schade ist eigentlich die Sache mit dem Internet: Alle sitzen über ihren Handys, sprechen sich auch nicht mehr an. Manche Jungs versuchen über unmotivierte Victoryzeichen das Interesse der Mädchen zu wecken, ohne Erfolg. Gibt es keine App dafür?
Abends nach 90 minütiger Überfahrt (Speedboot 30 Knoten) werden wir vom Ressort abgeholt, und endlich habe ich auch mal in Muster geharkten Sand unter den Füßen. Die Vorsaison empfängt uns. Außer uns ist noch ein amerikanisches Ehepaar hier. So haben wir die Anlage mit eigenem kleinen achteckigen Haus, Pool, Bar, Strand mit Liegen, Fahrrädern und Kajaks für uns. Eine kleine Seebrücke schließt mit einem überdachten, nach allen Seiten offenen Pavillon ab, in dessen Mitte zwei Hängematten sanft im Wind schaukeln. Wasting Time.
Mit den Amerikanern kommen wir immer schnell ins Gespräch. Die Eröffnung: “ Hey, guys, where are you from?“ ist unschlagbar. Launige Diskussionen über Politik schließen sich an. Auch sie sehen den zunehmenden Rassismus, der durch Trump befeuert wird, als Gefahr. Irritierend ist die Nachfrage, ob Deutschland und Österreich wieder zusammen gehören wollten!?!
Was hier passiert? Nachts fällt uns eine Kokosnuss aufs Dach, so dass wir senkrecht im Bett sitzen. Auf einer Tour mit dem Kajak sehen wir oberflächlich mit den Schnorchelbrillen ins Wasser und sehen nichts, während ein anderer, der intensiv herumtaucht, Lobster und Red Snapper gefangen hat. Er hat auch viele Sharks gesehen. Wir fühlen uns wohl im Kajak und paddeln bis zum Riff, wo sich auch bei nur leichten Winden die karibische See beeindruckend bricht. Es liegt hier ca. eine Seemeile vor der Küste und gehört zum zweitgrößten Barrier Riff der Welt, das sich von Honduras bis zur Insel Cozumel hinzieht.
Auf dem Weg mit dem Rad in den 2,5 km entfernten kleinen Ort bin ich wieder auf der Ebene der Einheimischen, die mich freundlich grüßen oder anerkennende Gesten machen, während die Leute in den gasgetriebenen Golfcars wohl denken, wie blöd ist die denn oder ich könnte mich selbst ja auch mal wieder bewegen.
Mit Otis Redding im Ohr genießen wir die letzten Tage mit Pool und geharktem Sand im Ressort. Anschließend ist ein Stadtbesuch in Merida/ Mexiko mit viel Kultur angesagt, was bestimmt anstrengend werden wird. Da ist etwas “ sittin‘ at the Dock of the Bay “ doch noch ein schöner Nebengedanke.
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